…wenn Sie sich fragen,
- wo sich in Deutschland die meisten Störche tummeln → Lebensraum
- was der Storch und die Eule gemeinsam haben → Nahrung
- wer als Mitbewohner im Storchenhorst in Frage kommt → Lebensweise
- weshalb Störche über den Bosporus in den Süden fliegen statt den direkten Weg zu nehmen → Flugrouten
- warum auch Ihr Baumwollshirt etwas mit dem Storch zu tun hat → Gefahren
dann haben wir hier die Antworten für Sie zusammengestellt.
Lebensraum
Der Weißstorch auch bekannt als Adebar, Klapperstorch, Langbein oder Hausstorch lebt in Europa, Asien und Nordafrika. In Deutschland leben derzeit zwischen 4000 und 4300 Brutpaaren. Die storchenreichsten Gegenden liegen in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.
Kennen Sie Rühstädt? Wahrscheinlich nicht, denn Rühstädt ist ein sehr kleines Dorf am Elbradweg in Brandenburg. Hier zogen in diesem Jahr 34 Storchenpaare 72 Junge groß. Rühstädt ist somit das Dorf mit den meisten Störchen in ganz Deutschland. Auch in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein brüten Paare auf ihrem Horst Nachkommen aus.
Der Storch lebt in Kulturlandschaften, in denen Feuchtgebiete landwirtschaftlich intensiv genutzt werden. Auf frischgemähten Wiesen, auf Stoppelfeldern oder auf umgebrochenen Äckern findet er seine Nahrung. Auch zeitweise überschwemmte Flussgebiete, die Auen, zählen zu seinen Nahrungsrevieren.
Nahrung
Dort findet er Insekten wie Käfer, Heuschrecken, Wespen, Regenwürmer und Schnecken, Frösche, Molche, Eidechsen, Schlangen, Mäuse und Maulwürfe. Satt machen einen Storch rund 500 bis 700 Regenwürmer oder 16 Mäuse, seine Tagesration liegt bei 500 bis 700 Gramm. Sogar Wiesel stehen auf seiner Speisekarte und auch Fische, Junghasen und Jungvögel von bodenbrütenden Arten. Größere oder trockene Nahrung speichelt er ein oder trägt sie zum Wasser, um sie besser schlucken zu können. Nahrung, die er nicht verdauen kann, würgt er als „Gewölle“ wieder aus, ähnlich wie Eulen.
Nicht nur in Europa sondern besonders in Afrika, ernährt sich der Storch von massenhaft auftretenden Insekten und ist deshalb für die Landwirtschaft nützlich. In seinen Überwinterungsgebieten in Afrika folgt er den Schwärmen der Wanderheuschrecken oder hält sich in der Nähe von weidendem Vieh auf. Denn – wo Vieh ist, sind auch Insekten. Der Monsun, ursprünglich stammt das Wort aus dem Arabischen und bedeutet Jahreszeit, sorgt für ausgeprägte Regen- und Trockenperioden. Auch der Monsun-Regenzone folgt der Storch, denn sie verspricht eine reichhaltige Vegetation und somit Nahrung.
Lebensweise
Mit seinem Markenzeichen, den roten Watbeinen, stolziert er durch die Landschaft und schrickt Käfer, Regenwürmer, Mäuse und Co auf. Blitzschnell schnappt er dann mit seinem langen Schnabel zu und verschlingt die Leckerbissen.
Seine drei Vorderzehen sind durch Spannhäute verbunden und verhindern so, dass er im nassen Boden versinkt. So kann er elegant durch Wiesen und Felder schreiten. An besonders heißen Tagen kann es passieren, dass der Storch plötzlich weiße Beine hat. Was ist passiert? Der Storch hat keine Schweißdrüsen, um sich abzukühlen wie wir Menschen, sondern bekotet sich seine langen Beine. Die Verdunstung des Kots lässt seine Körpertemperatur sinken.
Adebar ist etwa 80 Zentimeter groß und zählt mit zu den größten heimischen Vögeln. Seine Flügel erreichen eine Spannbreite von bis zu zwei Meter und tragen ihn auf seinem Zug in den Süden an wettergünstigen Tagen bis zu 500 Kilometer weit. Erwachsene Störche haben ein Körpergewicht von maximal viereinhalb Kilogramm. Besenderte Störche tragen zusätzlich 50 Gramm auf ihrem Rücken, denn so viel wiegt ein GPS-Sender. Wissenschaftler, wie die vom Michael-Otto-Institut, gewinnen durch die Signale der Sender einen Einblick in die Reiserouten der Störche und können damit nicht nur Rückschlüsse auf ihr Verhalten konstruieren, sondern die Auswirkungen von Umweltveränderungen auf den Vogelzug belegen. So stellten sie fest, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Störche auf spanischen Müllkippen überwintern und nicht mehr bis Afrika ziehen. Dort nehmen sie mit der Nahrung viele Gifte zu sich, die sich in ihren Körpern ablagern. Über die Langzeitwirkungen ist noch nichts bekannt.
Zwischen Februar und April kehren Störche aus ihren Überwinterungsgebieten zurück zu uns. Acht bis 14 Tage vor den Damen erreichen die Männchen die Horste und verteidigen sie durch Schnabelklappern gegen mögliche Konkurrenten. Die Köpfe werden auf den Rücken gelegt und wieder nach vorn geworfen. Dabei tritt der Nestverteidiger mit den Füßen auf der Stelle. Teilweise kommt es zu tödlichen Kämpfen um die Horste, denn Störche sind sehr ortstreu und leben Jahr für Jahr auf demselben Nest.
Die Grundsubstanz der Nester ist Reisig, das mit Erde, Gras, Moos, Heu und Wurzeln ausgestopft wird. So können Nester im Laufe der Zeit bis zu einer Tonne schwer werden und einen Durchmesser von zwei Metern erreichen. Nimmt man sich eine Weile Zeit und beobachtet einen Storchenhorst, so, entdeckt man auch den einen oder anderen „Mitbewohner“ im Horst. Denn hier fühlen sich auch Sperlinge oder Bachstelzen zu Hause.
Nach Eintreffen der Weibchen bessern beide Tiere gemeinsam die Schäden des Winters aus und verpaaren sich. Störche pflanzen sich in einem Alter von drei bis vier Jahren fort. Das ist in der Tierwelt relativ spät. Dafür sind Störche bis ins hohe Alter in der Lage, sich fortzupflanzen. Störche können bis zu 20 Jahre alt werden.
In den ersten Tagen kommt es immer wieder zu Begattungen, jedoch ohne eine große Balz wie beispielsweise der sehenswerte Kranichtanz. Meist bleiben die Tiere für die Brut zusammen. Das Männchen begrüßt das Weibchen beim Eintreffen mit lautem Schnabelgeklapper. Die zwei bis sieben Eier werden Mitte März und Ende Mai gelegt und zwischen 31 bis 34 Tagen ausgebrütet. Dabei verbringen beide Altstörche gleich viel Zeit auf dem Nest. Bereits nach drei Wochen können die Jungvögel stehen und verbringen ihre Zeit allein auf dem Horst. Nur bei hoher Sonneneinstrahlung schützen die Eltern die Jungen mit ihren Flügeln. Wasser zum Tränken oder auch zum Berieseln werden im Schlund zum Nest transportiert. 40 Tage nach ihrem Geburtstag beginnen die Jungen mit dem Flugtraining, im Spätsommer dann treten sie ihre erste Reise in den Süden an.
Flugrouten
Der Vogelzug ist eine Anpassung der Tiere an klimatische Veränderungen und das damit einhergehende Nahrungsangebot in den Brut- und Überwinterungsgebieten. Im Winter herrscht in Deutschland Nahrungsknappheit und die Vögel machen sich meist Ende August auf den Weg Richtung Süden.
Störche erreichen auf zwei Routen ihr Überwinterungsgebiet: 75 Prozent der deutschen Weißstörche nehmen die Ostroute, die sie über den Bosporus, die Türkei, Palästina und Ägypten in den Süden führt, sie den Sudan überqueren lässt und teilweise bis nach Südafrika reisen lässt. Die Störche, die über die Westroute fliegen erreichen über Gibraltar Afrika.
Die Brut-, Durchzugs- und Rastländer der Ostroute sind:
Deutschland, Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Syrien, Israel, Ägypten, Sudan, Tschad, Äthiopien, Kenia, Tansania, Sambia, Zimbawe, Südafrika
Die Brut-, Durchzugs- und Rastländer der Westroute sind:
Deutschland, Frankreich, Spanien, Marokko, Algerien, Mali, Niger, Mauretanien, Senegal und Nigeria
Als Segelflieger nutzen sie die Aufwinde warmer Luftmassen, die sich nur über Landflächen bilden. Die Reise in die Überwinterungsgebiete dauert länger als der Rückweg in die Brutgebiete. Je nach Wetterlage legen die Tiere bis zu 500 Kilometer zurück, wenn sie sich mit ihren Flügeln gleiten lassen. Sie nutzen die Aufwinde und fliegen maximal in einer Höhe von 4500 Metern. Die Spitzengeschwindigkeiten liegen bei 100 Stundenkilometern.
Im Frühsommer 2014 haben wir im Rahmen des Projektes zwei Störche besendert. Auf den Kinderseiten dieser Homepage können Sie die Route in Echtzeit und als Blog nachvollziehen.
Gefahren
Auf ihrem Flug in die Winterquartiere lauern unzählige Gefahren auf Adebar. Neben Unfällen an Straßen, werden sie in einigen afrikanischen Regionen auch gejagt. Krisengebiete und Kriegsregionen wie aktuell beispielsweise Syrien sind eine weitere Gefahrenquellen. Haupttodesursache sind Stromschläge an Hochspannungsleitungen, auf denen die Tiere auf ihrer Reise in den Süden gern übernachten. Auf den Masten können sie gut landen und abfliegen und sie bieten ihnen eine gute Übersicht. Langanhaltende Dürreperioden und damit einhergehende Ausweitung der Wüsten verringern das Nahrungsangebot in den Überwinterungsregionen. In Europa ist der Rückgang der Nahrungsgrundlage die größte Gefahr für den Weißstorch. Wiesen, Grünland und Auen werden zunehmend entwässert und verbaut zum Beispiel für Straßen oder den Anbau von Baumwolle. In Europa gleichermaßen wie in Afrika vermindert der Einsatz von Giften gegen Insekten in der Landwirtschaft die Überlebenschance des Storches. Auch die kühlen und nassen Sommer in den vergangenen Jahren haben viele Jungvögel nicht überlebt. Ein weiteres Problem ist die zunehmende Vermüllung der Landschaft durch die Lebensweise der Menschen. So verbauen Störche immer häufiger Plastiktüten in ihren Horsten. Diese dichten das Nest ab, so dass das Regenwasser nicht mehr ablaufen kann. Wärmen die Eltern die Jungen drücken sie diese unabsichtlich unter das Wasser. Das in der Landwirtschaft eingesetzte Strohbindegarn führt bei Jungstörchen durch Strangulieren ebenfalls zu Todesfällen.